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09.10.2011

Nampula

Seit Mittwoch befinden wir uns in Nampula, eine von den größeren Städten in Mosambik.
Hier befindet sich das WV- National office, in dem Daniel die nächsten 4 Monate arbeiten soll. Es ist auch der Ausgangspunkt für die Fahrten für die Arbeit in den Communities.
Was ich in den nächsten Monaten machen soll oder kann, bzw. ob ich aus visatechnischen Gründen die ganze Länge unseres 6 monatigen- Aufenthalts überhaupt hierbleiben kann, wird sich erst herausstellen.
Ausländische Ärzte sind hier angeblich von seiten der Politik eher weniger erwünscht. Arbeiten auf Freiwilligenbasis ist ebenfalls nicht vonnutzen, da es kein mosambikanisch- österreichisches Abkommen gibt (bitte nicht darüber lachen,...ich habe es auch getan...mittlerweile ist es mir vergangen), und man dadurch keine sogenannte "work permit" bekommen kann, das einem den Erwerb eines längerfristigen Visums erleichtern würde. Also heisst es wie immer hier.....paciencia....Geduld, Geduld, und noch mehr Geduld und vielleicht gibt es nach 300 Umständlichkeiten eine Lösung.

Daniel war schon mehrere Male in Mosambik, für mich ist es hier der erste Aufenthalt. Umständlichkeiten und Kontrollfreudigkeit der Mosambikaner begüßten mich natürlich schon bei meiner Ankunft in Maputo. Nach einer 20h- Reise neben einer Missionarin (die kein Portugiesisch konnte, aber Jesus Christus  und den Glauben Gottes den Einheimischen in 3 Monaten in missionarischer Manier näherbringen wollte) und danach neben einem aus Maputo stammenden Araber, der, obwohl ich eigentlich den Fenstersitz und er den "Sandwichsitz" besaß, ständig seine Nasenspitze am Fenster hatte, hatte ich das zwingende Bedürfnis, mir die Zähne zu putzen und das Gesicht zu waschen.
Manche fahren in den National Kruger Park in Afrika, um Safari zu machen....die Mosambikaner gehen aufs Klo im Flughafen von Maputo und sehen einer Europäerin zu, wie sie Zähne putzt.

Genieren tun sie sich nicht (auf gut österreichisch), einen Weißen anzuglotzen.
Ich nehme an, es ist das Pendant zu einem Afrikaner, der sich auf einer eher wenig frequentierten österreichischen Wanderhütte  oder in einem kleinen Nest im österreichischen Nirgendwo aufhält.

Trotz meines schon im Reisepass eingetragenen Visums wurde ich 4 Mal zwischen den Immigrationsbehörden hin und hergeschickt.

Seltsamerweise wurde auch mein Koffer untersucht (seltsam deshalb, weils sich die Sicherheitskontrollen bei weiteren Flügen eher als Dekoration als Sicherheitsmaßnahme erwiesen...man durchleuchtete das Handgepäck, der Monitor wurde dabei aber nicht angesehen, ....es piepste bei jedem Passagier beim Durchwandern des Metalldetektors...auch das hatte aber nie eine Konsequenz). Wahrscheinlich war Ihnen das 5m lange grüne Theraband, das ich Daniel mitbringen sollte und meine Arztutensilien suspekt gewesen. Man warf einen Blick hinein, und hat einem zu verstehen gegeben, das man wichtig ist. Das wars aber auch schon wieder.

In Maputo haben wir dann ein paar sehr nette Tage im Beisein unserer Familien verbracht, die die letzten paar Tage ihrer Afrika- Reise in Maputo ausklingen lassen wollten. Außer ein paar sehr aufdringlichen Verkäufern gab es Gott sei Dank keine unangenehmen Zwischenfälle.

Letzten Mittwoch ging es dann in den Norden Mosambiks weiter. Natürlich wurde ich wieder von einem sehr furchteinflößenden Security am nationalen Flughafen von Maputo gefragt, ob ich denn auch Passagier wäre (na no na)....kontrolliert hat ers nicht, aber man muss ja stets seinen Status präsentieren.

Schon die Ankunft in Nampula gestaltete sich "mosambikanisch"....das Gepäckbeförderungsband, das aus seltsam aufeinandergestapelten Gummistücken bestand,bei denen man schon im Stillstand glaubt, dass sie des Beförderns nicht fähig sind, gab beim Einschalten den letzten Atem von sich, deswegen hiess es, Gepäckstücke schnell von der Türe, die unmittelbar Ein-und Ausgang zum Flugfeld darstellen sollte, abholen.

Man bemerkt  schon bei der Ankunft in dieser Stadt, um wieviel weniger hier investiert wird als in der Haupstadt... die Straßen sind deutlich schlechter, nur teilweise asphaltiert und mit einigen Schlaglöchern versehen.
Es wandern viele Frauen mit ihren hübschen Capulanas (das sind bunte traditionelle Wickeltücher) teilweise mit oder ohne Babys herum. Kleine Mädchen und junge Frauen balancieren (für mich) unvorstellbar viele Sachen am Kopf (von Bananen, über Wasserbehälter...einfach alles) und gehen herum, als wär es da oben festgewachsen und schon immer da gewesen.

Man braucht es wohl kaum erwähnen, das Armut hier ein großes Thema ist.
Obwohl man es sich nicht anmerken lassen möchte, zerreisst es einem immer wieder das Herz, wenn ein Kind, das wahrscheinlich nicht einmal Vorschulalter erreicht hat, "Fome"(was Hunger heisst) ins Ohr haucht.

Mein bisher einprägsamstes Erlebnis bezüglich Armut war aber, als einmal ein Kind zu mir kam, und mich ansah, weil ich eine kleine Wasserflasche besaß. Es fragte mich, ob ich ihm Wasser geben könnte. Als ich ihm die Flasche gegeben hatte, lief es jauchzend davon.

Wasser und Strom sind hier ein Luxusgut. Es passiert nicht selten, dass es einen Stromausfall gibt.Heute zum Beispiel hatten wir den ganzen Tag keinen Strom, d.h. auch kein Wasser, weil die Wasserpumpe durch Strom betrieben wird. Da merkt man, wie abhängig man von Strom und Wasser ist (vor allem, wenn man aufs Klo möchte).

Malaria, HIV/AIDS (in manchen Gebieten v.a. am Land sind angeblich sogar 20% der Bevölkerung betroffen, offiziell wird ein Prozentanteil von 15% angegeben) und wasserbezogene Krankheiten (Cholera, E.coli etc.) sind hier neben einer enorm hohen Mutter- und Säuglingssterblichkeit die häufigsten Todesursachen. Es wird eine Lebenserwartung von 41 Jahren nach Geburt angegeben. Jedes Jahr gibt es 60 Medizinabsolventen für ganz Mosambik. Man kann sich vorstellen und ausrechnen, was das für eine Bevölkerung  von ca. 22 Mio. Menschen bedeutet. In den Städten ist man ganz gut versorgt, in den Communities am Land gibt es da viel weniger Möglichkeiten. Mehr Details dazu, wenn ich mit Daniel vom "Feld" zurückkomme...

Für heute reicht es diesmal mit der Schreiberei, wir werden morgen oder übermorgen zu Communities, mit denen World Vision arbeitet, fahren....dann gibt es wieder mehr zu berichten.

Alles in allem geht es uns ganz gut, mich überwältigen immer wieder diese vielen neuen Eindrücke, auch im positiven Sinne.

Liebe Grüße!
Nora und der (korrekturlesende) Daniel

3 Kommentare:

  1. HUHU da unten! Das klingt ja nach vielen spannenden, ungewöhnlichen, bewegenden und nachhaltigen Eindrücken! Wann fahrt ihr denn auf's Land? Und übst du auch schon fleißig die Kopftragetechnik? Das könnte sich als praktisch erweisen!!
    Ich freue mich über weitere Neuigkeiten!
    Liebe Grüße an Euch beide,
    Ina

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  2. Hej Ihr 2!
    Wie wohnt sich´s da unten? Schon einigermassen entspannt oder rennts noch mit hohem Adrenalinspiegel, weiten Pupillen und Photoapparat im Anschlag herum?
    Any chance for work, Noli?
    Gierig auf News, warten Mary und Daniel
    (bei uns wird´s Winter, hatte heut Eis auf der Scheibe!)

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  3. hmm, ich glaub das mit der kopftragetechnik lernen kann ich nicht mehr, dafür bin ich schon zu alt...kannst dir gleich wieder aus dem kopf schlagen, liebe ina:-D

    und mary: die weiten pupillen haben wir immer wieder aufs neue, aber eher wegen diversen bürokratischen Ärgernissen...wobei wirs heute tatsächlich geschafft haben, beide ein 6Monate Visum zu bekommen,...und den Konsul haben wir persönlich kennengelernt(weil wir versehentlich sein Haus, und nicht die offizielle Botschaft besucht haben);-D, schick einen warmen Lufthauch aus Mosambik zum Wärmen der Autoscheibe!
    Eure Nora

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